Restaurierung eines japanischen Flügelaltars mit Kannon Bosatsu aus der Edo-Zeit, ca. 1750.
Restaurierungsbericht (Auszug)
Beschreibung und Zustand: Der Flügelaltar (Maße:490x210x110mm,HxBxT) besteht aus einem Holzschränkchen mit Flügeltüren und bewahrt in seinem Inneren die vergoldete Holzstatue Kannon Bosatsu. Der Innenraum des Schränkchens ist vergoldet (Polimentvergoldung). Der Boden und der Außenbereich des Schränkchens ist farblich schwarz-braun gefasst und weist größere Fassungsschäden, wie Schollenbildungen und abstehende lose Bereiche, auf. Der untere und obere Bereich der beiden Flügeltüren zeigt ebenso Fehlstellen in der Vergoldung auf, die eine dringende Festigung bzw. Sicherung erfordern.[…]
Nach der Restaurierung / Endzustand
Die herausnehmbare Holzstatue steht mit einer vorgebeugten Haltung auf einem verzierten stufenartigen vergoldeten Sockel mit Lotusblüte und hält vor der Brust auf den Händen eine Lotusblüte. Der Kopfteil besitzt ein Krönchen aus vergoldeten Kupfer und der Halsausschnitt wird vor einer Halskette , ebenfalls aus Kupfer und mit Glasperlen, geschmückt.
Die gesamte Figur ist von einer schwarzen Schmutz- und Staubkrustenschicht bedeckt. Unter der Schmutzschicht ist Blattgold mit einer rötlichen Fassung zu erkennen. Die Vergoldung des Sockels ist an den Ecken und Kanten stark durchgerieben, so dass der schwarze Untergrund (Polimentkreide o. Urushi) durchscheint.
Einige Details vom Vorzustand des Flügelaltars :
Erforderliche konservatorische Maßnahmen:
- Sicherung und Festigung der Fassung (insbesondere des Holzschränkchens und den Flügeltüren)
- Reinigung des gesamten Schreins, Reduzierung der schwarzen Staub- und Schmutzkruste an der Figur (miteinbezogen die Halskette und die Krone)
Restauratorische Maßnahmen zur Wiederherstellung des Gesamterscheinungsbildes:
- Aufbau des Untergrundes: für eine Neuvergoldung an den Flügeltüren und für die Farbfassung im Aussenbereich des Schränkchens
- Am gesamten Objekt : Teilrekonstruktion der Farbfassung, Retusche und Schlussfirnis
Durchgeführte Maßnahmen:
„Der komplette Flügelaltar wurde von innen und außen mittels Wattestäbchen gereinigt. Als flüssiges Medium diente das Natriumcarbonat in verdünnter Form. Parallel dazu wurden an den Holzschränkchen die losen Farbfassungsschollen gesichert. Im Innenbereich der Flügeltüren sind die abblätternden Schollen der Vergoldung mittels Heizspachtel und einem dazu entsprechendem Klebemittel, dem Störleim, gefestigt worden. Als Zwischenlage diente Hostaphanfolie, um die Vergoldung vor weiteren Schäden zu schützen. […]
Am Holzschränkchen wurden die Fehlstellen der Flügeltüren für eine Neuvergoldung mit Blattgold vorbereitet, d.h. eine mehrlagiger Aufbau von einer weißen Kreidemischung mit Hautleim, darüber folgten mehr oder weniger dünne Schichten mit schwarzer Polimentkreide. Zwischen den Aufträgen der Kreideschichten waren Trocknungsphasen erforderlich. Anschließend wurden die Oberflächen geschliffen, poliert und mit Alkohol gereinigt um dem Blattgold eine guten Haftung zu gewähren. […]
Parallel zu den Vergoldungsarbeiten wurden die Fehlstellen an der Farbfassung im äußeren und unteren Bereich (Boden) des Schreins ebenfalls mit einer Kreidemischung geschlossen. […] Die Figur erhielt als Abschlussfirnis einen leicht-rötlichen Schlussfirnis, entsprechend der damaligen Fassung, die unter der Verschmutzung deutlich sichtbar war und zum Teil noch vorhanden ist. Die Neuvergoldung an den Fehlstellen der Flügeltüren wurden anhand einer Patina an der originalen Vergoldung vom mittleren Gehäuse angeglichen. Entsprechend zur Originalfassung bekam die rechte Flügeltür entlang des Falzes eine orange-rote Begleitlinie. Die Farbfassung im äußeren und unteren Bereich (Boden) des Schreins erhielt vor der Schlussretusche eine Vorretusche aus Pigment und Schellack. Die gesamten Schlussretuschen wurden mittels einem ölhaltigen Bindemittel und Pigment vorgenommen.“